Der SWR sendet seit einigen Wochen im Großraum Stuttgart auf Kanal 11 B seine Programme DASDING und SWR3. Hintergrund ist das Projekt „Radio der Zukunft“, ein Forschungsprojekt des SWR in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) und den privaten Veranstaltern Baden-Württembergs im Großraum Stuttgart.
Vorgestellt wurde der „Radio Plus“ getaufte Pilotversuch bereits auf der CeBIT, doch nun ist es endlich soweit und er wird in die Tat umgesetzt. Die Beteiligten wollen mit seiner Hilfe herausfinden, mit welchen Inhalten und Zusatzinformationen Radioprogramme auch in der digitalen Zukunft für das Publikum attraktiv gestaltet werden können.
Die fortschreitende Digitalisierung der Medien wird in den nächsten Jahren die Radionutzung stark verändern. Radioinhalte sind schon jetzt zeit- und ortssouverän nutzbar und über vielfältige Ausspielwege verfügbar. Durch den weiteren Ausbau der Verbreitungswege und die durchdringende Wirkung des Internets wird sich dies beschleunigen. So sind in Zukunft neue Angebote für spezielle Zielgruppen oder neue interaktive Werbe- und Serviceformen möglich. Mit dem Testprojekt „Radio Plus“ wollen die Sender mit der LFK Informationen über die Entwicklung der Mediennutzung für die weitere Planung des digitalen Hörfunks erhalten.
SWR-Intendant Peter Boudgoust sieht in der Kooperation mit den privaten Veranstaltern einen wichtigen Schritt für die Zusammenarbeit in der Weiterentwicklung der Gattung Radio. Boudgoust: „Es geht uns um die Zukunft des Radios und um das Radio der Zukunft. Die Konkurrenz im journalistischen Bereich darf ein abgestimmtes Vorgehen bei der Erschließung neuer technischer Wege und Möglichkeiten nicht ausschließen. Wo es gemeinsame Fragen an die Zukunft des Radios gibt, können sie auch gemeinsam gestellt werden. Das betrifft inhaltliche Aspekte ebenso wie Fragen der technischen Verbreitung.“
Eine erste Idee für das Radio von morgen ist u. a. ein so genanntes „Mailbox Radio“, bei dem Inhalte wie Nachrichten, Berichte und Reportagen mitgeschnitten und zum späteren Anhören auf der Speicherkarte des Radiogerätes abgelegt werden können.
Angedacht ist ebenso, dass über einen separaten Datenkanal Inhalte, die nicht im laufenden Radioprogramm gesendet werden, bereitgestellt werden, etwa vertiefende Hintergrundinformationen oder Interviews zu einem Themenkomplex.
Für den Präsidenten der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) Thomas Langheinrich bietet das Projekt gleichermaßen für private Veranstalter wie auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Chance, neue Erkenntnisse über Bedarf und Nutzung von Digitalradio zu gewinnen. „Es macht wenig Sinn, nur am grünen Tisch über digitales Radio zu sprechen. Um in Zukunft in der digitalen Welt überleben zu können, muss sich Radio neu erfinden. Das Projekt kann wichtige Erkenntnisse über zukünftige Geschäftsmodelle in der digitalen Welt liefern.“
SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann hob hervor, dass in dem SWR-Projekt „Radio der Zukunft“ insbesondere nach Wegen gesucht wird, Radio für junge Zielgruppen attraktiver zu machen. Hermann: „Wir wollen junge Menschen mit Radio wieder erreichen. Dazu müssen wir Wege finden, die vielfältigen Verbreitungsmöglichkeiten so zu kombinieren, dass unsere Inhalte ankommen.“
Das Projekt wird parallel zu einer repräsentativen Studie von LFK und SWR-Medienforschung realisiert, die erstmals 2008 durchgeführt wird und einen ersten Orientierungsrahmen liefern kann. In den nächsten Monaten werden mit Fallstudien bestimmte Nutzungssituationen für Radio getestet. So soll untersucht werden, wie mobile Radionutzung stattfinden kann, aber auch, wie Radioprogramme für das Publikum zuhause attraktiv gestaltet werden können.
Gleichzeitig sollen die neuen digitalen Zusatzdienste auf ihre Benutzerfreundlichkeit hin analysiert werden. Dazu erhalten jeweils zielgruppenaffine geschlossene Benutzergruppen für eine bestimmte Zeit Testgeräte und hören spezielle Radioprogramme, für die digitale Zusatzinformationen und –features zur Verfügung stehen und abgerufen werden können. Anschließend werden die Testpersonen über ihr Nutzerverhalten befragt. Die Medienforschung von LFK und SWR wertet die Ergebnisse aus. Diese sollen bei einem Kongress zum „Radio der Zukunft“ nach Abschluss des Versuchs der Öffentlichkeit vorgestellt werden.