Musik über eine Netzwerkfestplatte zu verteilen, ist eine Sache. Ein Musik- und Videoarchiv zu betreiben und bei den kostbaren Daten wirklich auf Nummer sicher zu gehen, ist eine ganz andere. Wenn mal ein bisschen mehr Platz benötigt wird, ist die LG N4B2 das richtige Gerät.
Nachdem wir gegenüber LG bejaht hatten, auch Network-Attached Storages (NAS), also Netzwerkfestplatten zu testen, stand wenige Tage später ein Paketkurier vor der Tür. Der Mann öffnete die Haustür, betätigte den Feststeller und stellte einen größeren Karton auf seine Sackkarre. Die Testmuster die wir sonst erhalten, kann man locker unter den Arm packen. Nanu?!
Der Karton, gute zehn Kilo schwer, förderte die „LG N4B2“ zu Tage. Das Gehäuse kaum kleiner als ein PC-Miditower. Hinter einer magnetisch angeschlagenen, silbernen Fronttür verbergen sich die Laufwerksschächte, komplett bestückt mit vier schnelldrehenden (7200 rpm) Hitachi-Festplatten zu jeweils einem Terrabyte (TB).
RAID-Technik
Sinn einer solchen technischen Auslegung ist es, die wichtigen Festplattendaten komplett zu spiegeln. Dafür wird die so genannte RAID-Technik eingesetzt. RAID steht für redundant array of independent disks. Im klassischen RAID-1 werden die Festplatteninhalte komplett gespiegelt. Mit vier Festplatten zu 1 TB stehen 2 TB zum Datenspeichern zur Verfügung. Die weiteren Platte enthalten eine 1:1-Kopie der Daten.
Das „LG N4B2“ beherrscht aber auch die RAID-5-Technik. Sie bietet zumindest beim Einlesen von Daten eine hohe Geschwindigkeit und nutzt zudem die Speicherkapazität effektiver aus. In der Konfiguration mit 4 x 1 TB Plattenkapazität können im RAID 5 bis zu drei Terrabyte Daten sicher weggespeichert werden.
Und in der Tat, als sicherer Datenspeicher im Büro lässt das NAS von LG nichts anbrennen. Das Festplattenarray synchronisiert zu sichernde Inhalte und macht das entweder vollständig oder häppchenweise (inkrementiell).
Zusätzlich kann für Datenvolumen bis 50 GB auf die Schnelle der Blu-ray-Disc-Brenner zum Einsatz kommen. Auf Knopfdruck gelangen die Daten auf einen Blu-ray-Rohling. Blu-ray-Disks gelten bislang als zuverlässiger – sprich langlebiger – Datenspeicher. Die Hersteller der recht neuen Polycarbonatscheiben sprechen von 30 bis 50 Jahren Haltbarkeit.
Mit Bittorrent und iTunes
LG legt ein eigenes Installerprogramm bei, mit dem die Einrichtung und erste Inbetriebnahme ein Klacks ist. Über ein Webinterface lässt sich der Netzspeicher verwalten. Die dabei gegebenen Onlinehilfen sind nützlich. Das fast 200 Seiten starke Handbuch lässt kaum noch Fragen offen.
Auf der Verwaltungsoberfläche verrät das Gerät auch, was es in Sachen Home-Multimedia so auf dem Kasten hat. Neben Selbstverständlichkeiten wie FTP-Server und der Druckertreiber-Bereitstellung im LAN bietet das „NAS N4B2“ von LG einen Bittorrent-Server. Mit ihm können einmal angestoßene Torrent-Downloads auch dann noch weiter verfolgt werden, wenn der PC längst ausgeschaltet ist. Der Rest der multimedialen Talente entfaltet der iPod-weiße Netzspeicher am liebsten MAC-Benutzern. Dazu gehört der Time-Maschine genannte Backup-Dienst, der ab MAC-OS 10.5 zur Verfügung steht und ein iTunes-Server für die Musiksammlung. Ein normaler UpnP-Server fehlt hingegen. Für WLAN-Radio Besitzer scheidet die Festplattensammlung von LG damit praktisch aus. Zwar können Musikfiles auf freigegebenen Laufwerksverzeichnissen per SMB/CIFS von allen WLAN-Radios, die eine Ordnerfreigabe nutzen können (Frontier-Silicon wurde getestet, Reciva wäre zu vermuten), wiedergegeben werden, aber den Komfort und die Ordnung eines Musikservers bietet eine solche Lösung nicht.
Schick in Schale
Auf der Habenseite für das „LG N4B2“ steht die sehr gute Verarbeitung und das schicke Gehäuse. Vom spröden Charme eines Serverschranks ist diese NAS-Lösung Lichtjahre entfernt. Um den robusten Metallkäfig ist eine schöne weiße Kunststoffhülle gelegt worden. Zusammen mit der gelochten Frontplattentür und dem Infodisplay ist das Gerät ein Blickfang, der viel zu schade ist, um im Keller zu stehen oder keine Bewunderer zu bekommen, weil er unter'm Schreibtisch steht.
Die Geräuschdämmung ist gut. Von den schnellen Festplatten ist kaum etwas wahrzunehmen. Steter Begleiter ist allenfalls der surrende Hauptlüfter, denn die vier Platten erzeugen natürlich Wärme, die abgeführt werden muss. Damit ist das große NAS eben auch nicht für das Wohnzimmer erste Wahl – besonders dann nicht, wenn es um HiFi-Anwendungen geht.
Fazit
Zu groß und zu teuer. Für Büros, die eine Datensicherungslösung suchen, die man nicht verstecken muss, ist die LG Speicherlösung N4B2 eine nähere Betrachtung wert. Als Lieferant von Audio- und Videodaten mangelt es an einer DLNA-kompatiblen UPnP-Streamingserverlösung abseits von iTunes. Und auch der Preis ist nix für knappe Budgets: Ohne Festplatten liegt unverbindliche Preisempfehlung bei 549 Euro. In der Ausstattung mit 4 x 1 TB werden zwischen 800 und 900 Euro fällig.
HINWEIS: Der Amazonlink verweist auf das Vorgängermodell N4B1 mit ähnlichen Leistungsdaten. Die neue Version N4B2 wird bei Amazon noch nicht gelistet.