Diese Frage beschäftigt Programmverantwortliche und Werbetreibende gleichermaßen, denn über 25 Prozent der Deutschen mit Internetanschluss hören zumindest gelegentlich online Radio (ARD/ZDF Onlinestudie 2010). Für die Beantwortung dieser Frage nahmen House of Research und die WDR Medienforschung die Phonostar-Datenbank unter die Lupe und analysierten detailliert über 30 Millionen Zugriffe auf mehr als 7.000 verschiedene Radiosender. Am meisten gehört werden – trotz internationaler Auswahl – überwiegend deutschsprachige Programme (70 Prozent). Dabei zeigt sich, dass reine Internetradios, private und öffentlich-rechtliche Sender verschiedene Bedürfnisse der Hörer bedienen. Wenn der Hörer Techno hören möchte, liegen die Internetradios in der Gunst vorne (22 Prozent). Aber auch Programme mit aktuellen Hits, Schlagern oder Information finden über phonostar ihr Publikum.
Den Bereich der massenkompatiblen Pop-Programme dominieren bei Phonostar die Privatsender. 60 Prozent der bei den Privaten gehörten Stunden entfallen auf die typischen Hitformate. Bei den Öffentlich-Rechtlichen entfallen – dem Angebot entsprechend – 43 Prozent auf Programme mit aktueller Musik und bei den reinen Internetradios nur noch neun Prozent der Hörstunden auf dieses Genre. Möchte sich der Hörer informieren, greift er mit Abstand am häufigsten auf die Infokanäle der öffentlich-rechtlichen Sender zurück (21 Prozent). Zwar werden die „UKW-Dickschiffe“ auch bei den Öffentlich-Rechtlichen im Web am stärksten genutzt, doch kommen bei phonostar auch Wort- und Kulturprogramme teilweise zu deutlich überproportionalen Anteilen: So erhält etwa das Wortprogramm WDR 5 über 30 Prozent der Hörstunden der WDR-Welle 1Live. Bei der Tagesreichweite auf UKW kommt das Programm jedoch nur auf ein Fünftel des Wertes von 1Live, dem reichweitenstärksten Programm des WDR.
Morgens UKW, im Büro und abends Internetradio
Blickt man auf die Nutzung des Radios im Tagesverlauf, zeigen sich ebenfalls Unterschiede zwischen UKW und Internet: Bei Phonostar wird der erste Reichweitengipfel zur Bürozeit zwischen 10 und 12 Uhr erreicht, bei UKW liegen die Spitzenreichweite schon zwischen 7 und 8 Uhr. Die meisten Zugriffe gibt es im Internet dann zwischen 18 und 19 Uhr. Der Verlauf ist versetzt zur terrestrischen Nutzung, die morgens hoch ist und danach abfällt. Werbetreibenden bietet sich damit die Chance, die jeweilige Zielgruppe via Radio noch länger zu erreichen als bisher.
Radio profitiert vom Internet
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Radio im Internet sowohl den Übertragungsweg UKW als auch das dortige Senderangebot ergänzt. Im regionalen terrestrischen Markt fehlt die relevante Reichweite für spitze Spartenprogramme. Hier liegen die Vorteile bei den Internetradios. „Die Hörer schalten im Internet ganz gezielt und sehr bewusst den Sender ein, der die momentanen Bedürfnisse am besten befriedigt: die Internetradios der Privaten für Hits, die Öffentlich-Rechtlichen für Informationen und Kultur, die Internetradios für verschiedenste Spartenformate von Techno bis Country. Die Internetradionutzung ist dabei komplementär zur UKW-Nutzung: So können nicht nur Hörer mit speziellen musikalischen Bedürfnissen, sondern vor allem auch die relativ „UKW-fernen“ Jüngeren wieder besser durch Radio erreicht werden“, so Dirk Martens, Geschäftsführer von House of Research.