Die IFA 2009 brachte Radiohörern wenig Neues. Das Internet ist der einzige Profiteur der Irrungen und Wirrungen des Digital Radio DAB in Deutschland.
Einzig der DAB-Weltmarktführer Pure schwenkte die Ausstellerfahne für DAB und brachte einige Neuheiten auf seinen Messestand. So zeigte man erstmals Radios, die dem Übertragungsstandard DMB-R entsprechen. DMB-R wird in Frankreich im Dezember 2009 starten und verwendet Übertragungsprotokoll der DAB-Familie. Solche Radios entsprechen den WorldDMB-Digital-Radio-Receiver-Profiles (Digitalradio-Empfangsprofile) der Gruppe 1 und spielen alle DAB-Formate, DAB-Tonformate wie DAB, DAB+ und DMB-Audio ab. Dementsprechend lassen sie sich überall in der Welt einsetzen. Das Profil 2 müsste einen Farbbildschirm haben und Texte wie Bilder darstellen können, das Profil 3 kann zusätzlich auch Videos wiedergeben. (Mehr hierzu: ARD zu Empfängerprofile)
Digital Radio macht Siesta
Ob eins, zwei oder drei, Deutschland ist nun scheinbar nicht dabei. Deshalb stellt Pure das Siesta Flow in den Vordergrund. Das kann zwar UKW, DAB und DAB+, macht deutschen Konsumenten aber als Internetradiowecker den Mund wässrig. Für 149,99 Euro soll das Siesta Flow vor Weihnachten beim Händler stehen.
Der ARD-Intendant Fritz Raff sieht angesichts der durch die KEF gesperrten Mittel eine tiefe Ratlosigkeit in Sachen DAB. Die Gremien würden an einem neuerlichen Antrag arbeiten. Von der deutschen Politik ist im Superwahljahr wohl jeine richtungsweisende Entscheidung zu erwarten. Wenn Berlin ausfällt, bleibt nur noch Brüssel. Das Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk (digitalerrundfunk.de) sprach mit der EU-Medienkommissarin Viviane Reding. Gerade im Interesse der Urlauber und Grenzgänger hofft Reding, dass sich Hersteller und Veranstalter auf einen Standard einigen und Geräte herausbringen, die mehrere Standards unterstützen. Eine gesetzliche Standardisierung lehnt Reding hingegen ab. Immerhin stellt die EU-Kommissarin fest, dass DAB der in den EU-Staaten meistgenutzte digital-terrestrische Radiostandard ist. Während die Macher des Meinungsbarometers fröhlich titeln, die EU-Kommissarin fordere einen gemeinsamen Standard für Digitalradio in Europa, macht das Statement vielmehr klar, dass sich Brüssel aus dem Prozess der Standardfindung raushalten will.
Das ist eine Konsequenz aus Redings Vorstoß vom März 2008. Seinerzeit versuchte sie DVB-H als einheitlichen Mobilfunk-TV-Standard in Europa auszurufen. Hierfür bekam die Kommission mächtig Gegenwind. Von einer Systemvorgabe wird Viviane Reding also tunlichst die Finger lassen.