Am besten sind Trends, die niemand wirklich auf der Rechnung stehen hatte. Mit Internet-Flatrate und drahtlosem WLAN-Netzzugang kommen Webradiogeräte, Radios, die ihre Programme aus dem Internet beziehen, gehörig in Fahrt. Mehr als 10.000 Radioprogramme kommen inzwischen über die Datenleitung und dabei sind Einrichtung und Bedienung von Webradios keinesfalls nur etwas für versierte PC-Techniker. Kurzum, WLAN-Webradios machen gehörig Spaß.
Die einzige Voraussetzung zur Nutzung eines WLAN-Webradios ist ein Breitband-Internetanschluss, wobei eine Datenbandbreite von 1 Mbit bereits ausreichend ist. Schließlich gibt es zum Internetanschluss eine Anschlussbox, an der man den PC anschließt. Diese Box heißt Router. Zu den meisten Internet-Paket-Angeboten gehört heute ein so genannter WLAN-Router serienmäßig dazu. An ihm kann man nicht nur den PC per Kabelverbindung, sondern alternativ auch per Wireless LAN - über Funk - anschließen.
Die meisten Webradios verfügen neben einer kabellosen WLAN-Anbindung zusätzlich über eine Ethernet-Buchse. Das WLAN ist somit nicht Bedingung, auch ein Router ohne Funk kann benutzt werden. Schöner ist WLAN allemal, weil man so den Radioaufstellort frei wählen kann, ohne eine Strippe ziehen zu müssen.
Wie verbindet man das Webradio mit dem Internet?
Bei einer Kabelverbindung wird ein Netzwerkkabel zwischen Radio und Router gestöpselt. Bei WLAN wird das Radio eingeschaltet, anschließend muss das richtige Funknetz gewählt werden. In der Basiseinstellung senden die WLAN-Router eine Namenskennung aus (SSID). Um die Einstellung des Routers abzufragen, braucht man zur Einrichtung den PC. Ist das Webradio erstmals erfolgreich online gegangen, benötigt man zum Radio hören den PC nicht mehr. WLAN-Webradios können auch dann empfangen werden, wenn der PC aus ist.
Folgende Einstellungen am Router bringen einen schnellen Anschlusserfolg:
- DHCP ist aktiviert.
- Neue WLAN-Geräte zulassen (wenigstens bis das Webradio sich einmal eingebucht hat).
- Verschlüsselung: Ihr WLAN-Funknetzwerk sollte verschlüsselt arbeiten. Die derzeit gängige Verschlüsselung ist WPA2. Der Router erzeugt einen Schlüsselcode. Der Schlüsselcode muss im Webradio eingestellt und einmalig abgespeichert werden.
Wie geht das mit dem Empfang?
Ist die Hürde der Einrichtung einmal mit Erfolg genommen, kann der PC ausbleiben. Das Radio ruft eine Sender-Datenbank auf. Je nach Hersteller finden sich dort zwischen 10.000 und 25.000 Programmangebote. Standardmäßig sind die Sender nach Land und Genre durchsuchbar. Die persönlichen Lieblingsstationen lassen sich wie üblich abspeichern. Zusätzlich listen die Datenbanken einiger Radiohersteller auch noch Podcast-Angebote auf. Das können besonders interessante Amateurangebote sein, die im Internet auf einen Download warten, aber auch Sport, Talk und Diskussionsendungen, die der Radioveranstalter für eine Zeit online archiviert und die somit unabhängig von der Sendezeit jederzeit zum Anhören bereit stehen.
Wie gut klingen Webradios?
Grob beschrieben klingen Radioprogramme aus Schwellen- und Entwicklungsländern oft nicht viel besser als die Sprachübertragung via Telefon. Auch das Aufrufen der Sendungen dauert oft länger. Zudem sollte man sich auf Tonausfälle gefasst machen. Das liegt daran, dass die Internet-Infrastruktur in diesen Ländern nicht stark ausgebaut ist und sich zudem höhere Übertragungsqualitäten von den einheimischen Internetanschlüssen nicht abrufen lassen würden.
Die Programme aus den technisch gut entwickelten Ländern der Welt hingegen kommen oft mit Bitraten zwischen 96 und 192 kBit daher. Mit 96 Kilobit können einfache Tischradios schon sehr gut bedient werden. Ab 128 Kilobit ist der Klang gut genug, auch eine Stereoanlage zu versorgen, während Bitraten ab 192 Kilobit sogar anspruchsvolles Klassik-Musikmaterial in guter Qualität darstellen kann.
In den letzten zwölf Monaten ist zusammen mit dem Webradioboom von Sendern, die auf ihre Klangqualität setzen, die Datenrate vielerorts erhöht worden. Man darf behaupten, dass die Kombination von Webradioempfänger und Stereoanlage keineswegs Unsinn ist.
Was sind das denn für Sender im Internet?
Einen Internet-Stream leistet sich heute fast jedes Programm. Alle ARD-Programme, alle kommerziellen UKW-Sender, erstaunlich viele Lokalsender und Bürgerradios und so fort. Die großen internationalen Auslandsdienste wie die Deutsche Welle, BBC und Radio France Internationale sehen im Internet eine zusätzliche Verbreitungsalternative zur Kurzwelle. Da gerade in Ballungsräumen Europas, Asiens und de USA die UKW-Frequenzen restlos vergeben sind, drängen zusätzlich Radioprogramme ins Internet, die es bisher nur per Satellit oder eben auch gar nicht zu hören gab.
Zu den besonders erfolgreichen deutschen Webradioangeboten zählt Raute-Music, ByteFM und das Fußballradio 90elf. In der Schweiz ist es das Loungeradio und Swissgroove.
Weitere interessante Funktionen
Alle WLAN-Webradios bieten die Möglichkeit, auf dem PC gespeicherte Musikinhalte wiederzugeben. Zur Nutzung dieser Funktion muss der PC natürlich eingeschaltet sein. Dabei gibt es zwei verbreitete Wege, wie die Musikstücke ihren Weg vom PC in das Webradio finden. Die einfache Variante ist die Netzwerk-Ordnerfreigabe in Windows, auch Windows Shares genannt. Sie können den Ordner der Festplatte, der die Musik enthält, im Netzwerk „freigeben“. Unter Windows XP genügt es, den Ordner mit der rechten Maustaste zu klicken. Im Dialogfenster findet man den Eintrag Freigabe und Sicherheit. Ist der Ordner „freigegeben“, erscheint ein Händchen unter dem Ordnersymbol.
Die zweite Möglichkeit stellt ein so genannter Mediaserver dar. Entweder dem Webradio liegt eine solchen Software bei, oder man behilft sich mit dem Windows-eigenen Server im Mediaplayer 10, zu finden unter Optionen, Medienbibliothek, Freigaben. Im Ergebnis geht der Medienserver per WLAN in Bereitschaft und das Webradio blendet den Server als Wiedergabeoption ein.
Eine moderne und elegante Lösung, um Musikdateien abzuspielen, ohne dass der PC an ist, bieten die neuen NAS. NAS bedeutet Network Attached Storage und beschreibt eine externe Festplatte mit Netzwerkanschluss. So stehen neben Daten, auch Musikfiles jederzeit zur Verfügung. Einige dieser externen Netzwerkspeicher haben sich sogar auf Mediendateien spezialisiert und betreiben einen eigenen Server im Netz, unabhängig vom PC.
Eine simple Lösung, die leider nur bei wenigen Geräten zu finden ist, ist ein USB-Anschluß. So kann man USB-Sticks oder externe Festplatten direkt ans Webradio anstöpseln.
Worin unterschieden sich die WLAN-Webradios technisch gesehen eigentlich?
WLAN-Funkverbindungen: Alte Modelle unterstützen nur den 802.11b-Standard (11 Mbit). Man kann sie an einem 802.11/g (54 Mnit) Router zwar betreiben, aber die langsame Funkverbindung drückt bei anderen Funkstreckennutzern auf das Tempo. 802.11b/g ist hingegen heute Standard. Schnellere Standards werden bislang (Ende 2008) noch nicht unterstützt.
Ethernet-Anschluss: Wer konventionell auf eine Funkverbindung zum Router verzichten möchte, sollte sichergehen, dass sein Wunschmodell eine Ethernet-Buchse hat. Das ist nicht bei allen Geräten der Fall.
Audioformate: MP3, WMA sind Standard. Nicht alle Geräte unterstützen Real-Audio. Die beliebten BBC-Programme werden in Real-Audio ausgesendet. Experten für die Stereoanlagen verstehen daneben WAV, AIFF, Ogg, Flac und diverse verlustfreie Formate. Auch verbreitete Playlistenfiles können von allen Geräten gelesen werden.
Kopierschutz: Die Mehrheit der Hersteller sparen sich die Gebühren zur DRM-Rechteverwaltung. Musicload-Files können nicht ohne weiteres abgespielt werden. Auch bei iTunes-Musik ist Schluss mit lustig. Einzige Lösung: Eine iPod-Dockingstation. Normaler
Radioempfang: Einige Lösungen sind reine Webradioempfänger. Die Kombination mit UKW-Empfang und DAB (Digitalradio per Antenne) liegen aber offenbar voll im Trend. Wenn schon, denn schon.
Lautsprecher: Je nach Einsatzschwerpunkt haben die Radios keine Lautsprecher (Stereoanlagen-Adapter), einen eingebauten Lautsprecher (mono) oder eben zwei Lautsprecher (stereo).
Anschlüsse: Ein analoger Ausgang für Kopfhörer, Line-out und Line-in ist fast immer vorhanden. Einige Experten können mit digitalen oder gar optischen Signalausgängen punkten.
Verwendete Datenbanken: Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind die verwendeten Datenbanken. Nachdem externe Datenbankanbieter den Markt unter sich aufzuteilen drohten, machen immer mehr Anbieter eigene Datenbanken auf, um ihre Unabhängigkeit zu sichern. Selbst bei Geräten, die scheinbar die gleichen Datenbestände abgrasen, bestehen Unterschiede, die vermutlich vom Lizenzmodell abhängen. Manche Geräte können Podcasts auswählen, andere können das nicht. Die Datenbestände liegen zwischen 6.000 und 50.000 Datensätzen. Leider mussten wir feststellen, dass einige Hersteller das Datenbankabonnement nur für zwölf Monate bezahlt haben. Danach muss der Radiohörer selbst zum zahlenden Kunden werden (Jahresgebühren ca. 25 Euro).