Meist wird darüber diskutiert, dass das Radio digital werden müsse. Das ist aus Sicht eines größeren Angebotes mit mehr Möglichkeiten sicher richtig; auch gibt es für die Nachnutzung der UKW-Frequenzen sicherlich gute Verwendungsmöglichkeiten. Doch ganz im Grunde hängt die Zukunft des Radios von seinem Inhalt ab. Denn unabhängig vom Verbreitungsweg bleibt der Inhalt erst einmal derselbe.
Mit dem gegenwärtigen Programmangebot, bei dem sich die meisten Sender darin überbieten, besonders witzige „Morning-Hosts“ zu beschäftigen und aktuell an den Charts zu sein, besteht der beste Teil des Angebotes eher in den Werbeunterbrechungen. Bundesweit kann man an ihnen die Sender noch am ehesten unterscheiden und lokal verorten.
Der Haupteinschaltgrund beim Radio ist mit Sicherheit schon lange nicht mehr die Musik der Charts. Denn reine Musikprogramme kann sich heute jeder selbst zusammenstellen und dort ist die Wiederholung einzelner Musiktitel deutlich seltener. Wenn, dann muss es schon neue Musik sein, die mitunter auch gar nicht Radio-konform daher kommt, aber den Hörer wirklich neue Dinge entdecken lässt. Nicht viel anders sieht es mit den Wortbeiträgen aus: 90 Sekunden entsprechen nicht den Abrufzahlen der meisten Nutzer im Internet, die dort auch erheblich längeres Material anhören.
Das ändert nichts daran, dass es dem Radio noch immer gut geht und es für viele Sender daher gar keinen Grund gibt, etwas zu ändern. Jedenfalls noch nicht. Aber das Radio ist vielfach nicht mehr als ein Begleitmedium, eines, das im Hintergrund von Büroarbeitsplätzen oder der Küche vor sich hin dudelt – nicht mehr als ein Geräuschteppich.
Gute Radioprogramme lassen sich von den aktuellen Zahlen nicht abhalten und versuchen, neue Wege zu bestreiten. Sie haben keine Scheu vor langen Wortbeiträgen, vor neuer Musik aus allen Genres und wissen auch, die eigenen Angebote zeitgleich auf der eigenen Internetseite, bei Google+, Facebook und Twitter voranzutreiben. Ihnen wird die Zukunft gehören, nicht nur in 2015, auch darüber hinaus.