Die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten bittet die Länder für eine Bedarfsanmeldung von Radiofrequenzen im Band III. Ein wichtiger Schritt, um das bundesweite Digital Radio-Angebot auf die Beine zu stellen. Von einer gezielten und koordinierten Vorbereitung des versprochenen „Big-Bang” kann dennoch keine Rede sein.
Die Direktorenkonferenz stellt im Grunde nur fest, dass die Radioveranstalter Interesse an einer bundesweiten Verbreitung ihrer Programme haben. Ein nationales Radio-Programmangebot ist im Grunde eine Zeitenwende für den deutschen Radiomarkt. Beim Antennenempfang hat es eine solche Möglichkeit vorher noch nie gegeben.
Der Vorsitzende der Direktorenkonferenz, Thomas Langheinrich, erklärt weiter, die Veranstalter erwarten überwiegend, dass sie nicht die Kosten für die digitale Verbreitung ihrer Programme tragen müssen. Das ist so, als wenn man einigen Bauern von staatswegen einen gewaltigen Acker schenkt, die sich aber beschweren, weil das Geschenk nicht das Saatgut enthalte. Den Landesmedienanstalten kann man eigentlich nur raten, sich darauf zu berufen, dass der Staat mit diesem Angebot eine Infrastruktur zur Verfügung stellt. Wer sein Feld nicht bestellt, kann auch nicht ernten.
Geldgeschenke haben schon beim ersten Start von DAB keine nachhaltige Entwicklung in Gang gebracht und werden auch die zweite Chance nicht vergrößern. Im Gegenteil: Geschenktes Geld verbrennt schmerzfrei. Längst sind andere privatwirtschaftliche Mitspieler auf den Rundfunkmarkt getreten, die sich genau überlegen müssen, wie das investierte Geld wieder hereinkommt und die lassen nicht locker, alles für ihren Erfolg in die Schlacht zu werfen. HD-Radio würde gerne UKW digital verseuchen, Worldspace und Ondas wollen in Deutschland ein guten Pay-Radio-Angebot an den Start bringen. Jedes Zaudern, jede Halbherzigkeit erhöht nur die Wahrscheinlichkeit, mit DAB+ zu scheitern.
Die etablierten deutschen Radiomacher spielen dennoch auf Zeit. Solange man die Fragen zerkaut, ob und wie viel Bits der öffentlich-rechtliche Rundfunk belegen darf und wie viel Subvention genug Geld ist, um die eigene Zukunft ohne Risiko zu zementieren, kann man die Uneinigkeit untereinander überspielen. Doch es hilft alles nichts: Man muss sich mit seinen Konkurrenten auf einen belastbaren Fahrplan zur erfolgreichen Radiodigitalisierung einigen. Mit der jetzigen Haltung jedenfalls dürfte sich privates Kapital nicht anlocken lassen.
Für den Betrieb eines Sendernetzes über eine Plattformlösung wird es mit diesen Vorzeichen ebenfalls keine Bewerber geben. Nicht einmal die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten fällt auf die dümmliche Fokussierung immer neuer Nebenschauplätze herein: „Jetzt liegt es an den Veranstaltern und Marktteilnehmern, ihre Absichtserklärungen und Konzepte zum digitalen Radio in Deutschland zu konkretisieren und ein überzeugendes Geschäftsmodell zu entwickeln”, analysieren die medialen Sachwalter der Bundesländer in ihrer Pressemeldung und mahnen Private und Öffentlich-Rechtliche zur Einigkeit.
Wenn es stimmt, dass die dümmsten Bauern immer die dicksten Kartoffeln ernten, bleibt ja noch Hoffnung.