Mit einer gewissen Zeitverzögerung begann nach dem Ende des Kalten Krieges das langsame Sterben des internationalen Rundfunks auf Kurzwelle. Das Internet hat dabei wohl stärker zum Niedergang des Radios auf Kurzwelle beigetragen, als die Beendigung des Ost-West-Konflikts.
Nachdem die Deutsche Welle die Kurzwelle nur noch in Afrika einsetzt, SWR, BR und Deutschlandradio die Kurzwelle verlassen haben und auch international in Europa die Sprachdienste der großen Player wie BBC, RFI eine Magerkur hinter sich haben, herrscht auf dem ehemals prall gefüllten 49-Meterband eine geradezu gespenstische Ruhe. In Europa ist die Kurzwelle praktisch tot.
Nach der Auflösung des Ost-West-Konflikts war keine Propagandaschlacht mehr zu schlagen. Dafür gab und gibt es andere Konfliktregionen, die einen Einsatz der Kurzwelle lohnend erscheinen lassen. Noch vor zehn Jahren verwies die Deutsche Welle stolz darauf, in Amharisch die Bürgerkriegsparteien in Äthopien zu erreichen und mit Dari und Paschtu in Afghanistan neue Hörerkreise zu erobern.
Tatsächlich konnte das den Niedergang des Kurzwellenrundfunks nicht aufhalten. Das Internet gilt als legitimer Nachfolger, allen Repressionen und Zensurfiltern zum Trotz und obwohl nach Schätzungen erst 33 % der Weltbevölkerung online ist.
Die Pläne das Kurzwellenradio mit einem eigenen Digitalverfahren in die Neuzeit zu retten, gingen bisher nicht ansatzweise auf. Wer über die dünn belegten Bänder dreht, stellt schnell fest, dass Kurzwelle vor allem in Russland und China noch Bedeutung zu haben scheint. Genau dort wird der Einsatz der digitalen Kurzwelle (DRM) diskutiert, mehr aber auch nicht.
In wenigen Jahren werden sich Länder wie Iran und Syrien virtuell vom Rest der Welt völlig abgeschottet haben. Die Technik, alle unerwünschten Webinhalte aus dem Sichtfeld der Bürger zu tilgen, steht jedem Machthaber für wenige Dutzend Millionen Dollar zur Verfügung. Mag sein, dass es eine Zeit geben wird, in der man sich die Möglichkeit der Kurzwelle Grenzen zu überwinden zurückwünscht. Ob man dann aber noch auf eine funktionierende Senderinfrastruktur wird zurückgreifen können, steht zu bezweifeln.