Kurzwellenempfänger im Internet, die durch viele Nutzer gleichzeitig bedienen können, sind eine spannende Sache. Wir hatten die Möglichkeiten solcher WebSDRs ja schon einmal beleuchtet. Nun ist der erste Receiver online, der zwischen 0 und 19 MHz durchgehend abstimmbar ist. Endlich kommen auch Rundfunkhörer voll auf ihre Kosten.
Es ist technisch keine ganz einfache Aufgabe: Um einen solchen Empfänger zu realisieren, müssen mehrere Software-Defined-Receiver-Boards parallel geschaltet werden. Nachdem der hochinteressante Multiband-Amateurfunk-Receiver der Uni Twente wegen baulicher Schwierigkeiten am neuen Standort seit über einem Jahr offline ist, hat der Funkamateur PA3FWM seine Experimente nach Hause verlegt. Dort hat er zwar Einschränkungen bei der Upload-Bandbreite, mit der die Nutzer den SDR nach eigenem Gusto steuern sollen, aber für 20 bis 25 gleichzeitige Benutzer scheint die Bandbreite dennoch auszureichen.
Sein neuester Streich ist ein SDR mit durchgehendem Frequenzbereich von 0 bis 19 MHz, der nun erstmals auch die Rundfunkbänder mit erfasst. Die anfallende Datenmenge, die bei der Echtzeitdigitalisierung der Antennensignale auf 19 MHz Bandbreite anfällt, ist enorm. Deshalb wird hier auch keine PC-Soundkarte zur Digital-Analog-Wandlung verwendet sondern ein On-Board DA-Wandler (LTC2216 ). In der Projektdokumentation heißt es, dass der FGPA-Chip, ein Spartan XC3S500E mit vier Downkonvertern bis zu vier Mal 1,2 MHz abdecken kann. Wenn das der Stand der Dinge ist, müssten in seinem WebSDR gleich vier SDR-Boards gleichzeitig am Werk sein. Nicht zu unterschätzen sind auch die Datenströme, die dort zwischen FGPA und DA-Wandler unterwegs sind. Weder USB noch Ethernet böten hier genügend Datendurchsatz, was die Integration des Wandlers auf dem Bord unvermeidbar macht.
Das Ergebnis ist wirklich beachtlich. Die SDR-Boards werden an zwei Zehn-Meter-Dipolen betrieben. Vergleicht man das Signalangebot mit einem dezidierten Kurzwellenempfänger, ist die Empfindlichkeit zwar nur guter Durchschnitt, aber das geringe Eigengeräusch schafft hier doch eine Menge Signaldynamik. Hinzu kommt, dass der digitale Filter-Formfaktor - verdammt Nahe an 1:1 - so steilflankig ist, dass herkömmliche Keramikfilter reichlich alt aussehen. In Zeiten des nahenden Sonnenfleckenmaximums macht der WebSDR von PA3FWM gerade auf den hohen Bändern 22, 19 und 16 Meter extrem viel Spaß.