Der Verkauf des mobilen Fernsehens auf Basis von DMB durch den Betreiber MFD verläuft schleppend und der geplante Neustart auf DVB-H-Basis steht ebenfalls unter einem schlechten Stern.
Eigentlich war geplant, mobiles Fernsehen via DVB-H zur Fußball EM startklar zu haben, wenngleich noch nicht einmal die Weltmeisterschaft im eigenen Land das richten konnte, was jetzt die kleinere Europameisterschaft in den Nachbarländern Österreich und Schweiz schaffen soll: Den Problempatienten Handy-TV endlich kurieren und auf die Erfolgsschiene zu setzen.
Die Landesmedienanstalten hatten sich als Betreiber das Start-up-Unternehmen Mobile 3.0 ausgesucht, hinter dem als finanzstarke Partner die Verlage Burda und Holzbrinck stehen und die mobil erfahrene Mobiles Fernsehen Deutschland. Was noch fehlt, ist jedoch die Lizenz - sie lässt auf sich warten. Die Belegung der 16 Sendekanäle wird von den Landesmedienanstalten vermisst und so haben sie dem neu gegründeten Unternehmen eine Nachfrist bis zum 31.12.2007 gegeben, sie beizubringen.
Zwischen allen Stühlen
Die Entscheidung der Landesmedienanstalten für das junge Unternehmen Mobile 3.0 mutet ohnehin merkwürdig an, wenn es mit dem erklärten Ziel, Handy-TV zum Durchbruch zu verhelfen, wirklich ernst gemeint sein soll.
Die Nachfrist setzt die neue Betreibergesellschaft gegenüber den Sendeanstalten merklich unter Druck. Denn sie bestimmen jetzt, was geht und für wie viel. Mit der RTL-Gruppe hat man sich zwar inzwischen geeinigt, doch die ARD möchte wohl gerne mehr Kanäle als ursprünglich für sie vorgesehen waren.
Die Mobilfunkbetreiber T-Mobile, Vodafone und O2 hatten sich in einem Konsortium zusammengeschlossen und ebenfalls ein Angebot abgegeben. Das erscheint aus zweierlei Gründen mehr als sinnvoll: Zum einen bringen die großen Betreiber mehr als 80 Prozent aller neuen Mobiltelefone unmittelbar in den deutschen Markt und zum anderen müssen genau sie Handy-TV in die Mobilfunktarife aufnehmen. Das Engagement der Netzbetreiber dürfte bei Mobile 3.0 als Lizenznehmer wohl deutlich geringer ausfallen.
In der jetzigen Situation scheint der Erfolg von Handy-TV weiter mehr als ungewiss. Auch die Wahl des alternativen Mobilfunkkonsortiums wäre mit anderen Problemen behaftet gewesen, weil die Erfahrung zeigt, dass bisher alle drei für den Erfolg des mobilen Fernsehens erforderlichen Gruppierungen vornehmlich damit beschäftigt sind, vom Kuchen stets nur Krümel an die vermeintliche Konkurrenz abzugeben, ohne die das Modell aber nicht funktionieren kann.
Denn Handy-TV kann nur dann zum Erfolg kommen, wenn es einen gerechten Interessenausgleich gibt, bei dem alle Beteiligten verdienen können: Die Betreiber ebenso wie die Content-Anbieter. Die Wahl der Mobilfunkbetreiber wäre für eine bestmögliche Angebotsverteilung sicherlich die bessere Ausgangsbasis gewesen, aber auch sie müssten die Bereitschaft zeigen – so wie es die japanische DoCoMo vor Jahren bei ihrem extrem erfolgreichen „i-mode“-Dienst für mobile Anwendungen vorgemacht hat – den Content-Anbietern Anreize zu bieten, damit sie ihre Inhalte gerne und zahlreich einbringen. Man erinnere sich: Genau an der hier zu Lande mangelnden Bereitschaft sind „i-mode“ und WAP gescheitert.
Es wäre schöner, Erfreulicheres für das kommende Jahr berichten zu können, aber die Kundenzahlen für das mobile Fernsehen werden wohl auch in den kommenden Jahren noch vor sich hin dümpeln.