In einer Woche beginnt die Funkausstellung in Berlin, wie immer auch ein Gradmesser der digitalen Radioentwicklung.
Viel Getöse, um ins Auge gefasste DAB-Durchbrüche (Digital Radio: Halle 2.2 Stand 107)
gibt es dieses Jahr nicht. Es könnte ein gutes Vorzeichen sein. Die Hersteller warten jedenfalls auf verlässliche Absprachen.
In der Schweiz steht der Fahrplan für DAB+ schon fest, in Ungarn beginnt das Digitalradiozeitalter gleich mit DAB+, in Australien ist ein Starttermin 2009 festgelegt. Und derart verlässliche Auskünfte werden auch für Deutschland erwartet. Dementsprechend verhalten präsentieren sich die Radiohersteller in Berlin. Lohnt es sich noch, normale DAB-Radios zu bringen, oder gehören nur noch DAB+-fähige Radios auf den Messestand?
DAB+ in Aktion
Klar ist, Pure und Sangean werden DAB+-fähige Endgeräte zeigen. Die Sangean-Modelle werden wohl erst später auf den Markt kommen. Die Media Broadcast (H 2.2 Stand 112) wird in ihrer Halle DAB+ präsentieren. Sogar eine DAB+-Hallenausleuchtung ist vorgesehen und so könnten dort einige DAB+-Radios im Realeinsatz zu hören sein.
Sonoro bald mit DAB
Die Firma Sonoro (H 2.2 Stand 110) zeigt neben einigen Neuheiten auch das bekannte CD-Designradio Cubo. Das Cubo soll in Kürze mit einem DAB-Tunerteil erhältlich sein, das DAB+-fähig ist.
Mein Bilderrahmen kann Musik machen
Für DAB-Radio-Liebhaber sollte ein Besuch bei der dänischen Firma Amitech (H 26 Stand 201) auf dem Laufzettel stehen. Zur Erinnerung: In Dänemark ist DAB dank nettem Programmangebot durchaus ein nennenswerter Erfolg. Amitech hat ein DAB-Radios im Angebot, nämlich das DAB 100 als stylisches Stereo-Einstiegsmodell. Auch WLAN-Webradios sind Thema: Amitech bietet das in Deutschland als DNT Ipidio bekannte Radio an und eine Mikro-Anlage (Audio System 310), die an die Olympia-Mini-Anlage erinnert. Amitech kümmert sich zudem um digitale Bilderrahmen. Da hat man etwas Neues: Einen TFT-Bilderrahmen mit WLAN-Musik-Client. Der Rahmen mit der Bezeichnung Life Homecenter Media kann also Musikstücke zu Gehör bringen. Ob der Bilderrahmen auch Internetradio kann, wird man sehen müssen.
Pure(r) Genuss – ohne Reue!
Auch kein Geheimnis mehr, Pure (H 2.2 Stand 111) wird nach einiger Bedenkzeit ein WLAN-Webradio präsentieren. Doch vor dem 29.August werden darüber keine Details verraten. Wir haben nur erfahren, dass man sich den Wettbewerb genau angesehen hat und hier mit zahlreichen neuen Details aufwarten will. Weiterhin zeigt man das Pure One Elite. Das Elite ist quasi die Stereoausgabe des Pure One und wird DAB+-fähig sein. Dabei sind alle typischen Pure-Features wie Pause, Rückspulen, Küchentimer, Weckfunktion, Ipod- und USB-Anschluss mit an Bord. Der DAB-Tuner deckt auch das L-Band mit ab und UKW-Empfang mit RDS gibt es ebenfalls.
WLAN-Weck-Webradio
Sangean (H 3.2 Stand 103) wird mit einem neuen WLAN-Uhrenweck-Webradio aufwarten können und zeigt das WFR-1 - eine Luxusausführung des von uns bereits getesteten WFR-20. Der WLAN-Tuner WFT-1 ist bereits im Handel erhältlich, wird hierzulande aber ohne DAB-Empfangsteil angeboten.
Ipdio styled...
DNT (H 15.1 Stand 108) legt für Berlin nochmals zwei WLAN-Radios nach. Da wäre das Modell Ipdio Clock als Radiowecker und das Ipidio-Style - eine Hingucker-Version des guten aber langweiligen Ipdio - das zugleich durch zwei Lautsprecher Stereowiedergabe bieten kann. Das Ipidio Style hat offenbar das neueste Reciva-Modul im Bauch und kann eigene Streamadressen über das Shoutcast-Radioportal einlesen.
Und DRM?
Die digitale Kurzwelle wartet unverändert darauf, von der Industrie beachtet zu werden. DRM präsentiert sich beim Fraunhofer Institut im Technisch-Wissenschaftlichen Forum (Halle 5.3) und in Halle 2.2 auf dem Stand von Digital Radio.
Bahnbrechende Neuankündigungen sind uns nicht zu Ohren gekommen. Das neue TechniSat Multyradio dürfte wohl das Highlight im Empfängersektor sein. Ein Testmuster steht bereits bei uns in der Redaktion. Auf andere Radiolösungen, wie das Himalaya DRM 2008 mit Technik von Analog Devices oder gar Empfänger, die auf dem NXP-Chipsatz basieren, wird dringend gewartet und man kann nur hoffen, dass die IFA hier noch ein paar Überraschungen parat hat.
Seit letztem Jahr sind zwar bei den großen Radioveranstaltern einige DRM-Sendestunden gekappt worden, aber insgesamt sind es heute mehr Programmanbieter: Radio Agora aus Grasse (Frankreich), Radio Maria aus Italien, BNR aus Sofia (Bulgarien). Doch dieser Trend wird keinen Bestand haben, wenn niemand, außer einige Experten, DRM-Sendungen empfangen kann. Läuft ein internationales Medium wie die Kurzwelle Gefahr, über eine neue Technologie regionalisiert zu werden?