Seit über 30 Jahren ist die Abkürzung UKW das Synonym für Radio. Die Ultrakurzwelle mit ihrer breiten Frequenzmodulation brachte uns Radio in Stereoqualität ins Haus. Trotz der technischen Verbesserungen im Bereich des Handlings und zusätzlichen Diensten wie RDS (= Radio Daten System) entspricht der analoge Hörfunk auf UKW keineswegs mehr den technischen Möglichkeiten eines klangstarken Rundfunkempfangs.
Qualität
Im Vergleich zur Audio-CD hat der UKW-Rundfunk wenig Übertragungsbandbreite und vor allem einen kleinen Dynamikumfang. Das Rauschen ist in leisen Musikpassagen nicht zu überhören. Auch die Stereokanaltrennung und die damit verbundene Räumlichkeit des Klangeindrucks erscheint wenig zeitgemäß. Durch die Zulassung des privaten Hörfunks in Deutschland und anderswo sind zudem die Frequenzen knapp geworden. Der Anzahl der Genehmigungsanträge für UKW-Sendefrequenzen steht kein ensprechendes Frequenzangebot gegenüber. Durch die schon heute kritische Kanalbelegung ist der mobile Empfang häufig gestört. Undichte Kabelnetze, die im gleichen Frequenzbereich ebenfalls Radioprogramme in die Haushalte führen, haben den „Wellensalat” perfekt gemacht.
Frequenzchaos
Seit über 20 Jahren gibt es auch den privaten Rundfunk in Deutschland. Die Frequenzsituation hat sich dadurch weiter verschärft. Besonders die privaten Rundfunkanbieter reiben sich an den breit ausgebauten Programmschienen der öffentlich-rechtlichen Anstalten und werfen den Medienwächtern (= Landesrundfunkanstalten) in Deutschland vor, die ARD-Radios bei der Frequenzvergabe zu bevorzugen. Ohne sich an dieser Stelle auf eine solche Diskussion einzulassen, kann doch festgehalten werden, dass die privaten Radioketten durchaus Schwierigkeiten haben, genügend Frequenzen für eine flächendeckende Versorgung zugewiesen zu bekommen. In anderen Ländern Europas ist diese Situation des Frequenzmangels durchaus noch steigerungsfähig. Geringe Bevölkerungsdichten wechseln mit großen Ballungszentren ab. Beispiel Paris: Jede Bevölkerungsgruppe könnte einen Radiosender genehmigt bekommen, wenn hinreichend Frequenzen zur Verfügung ständen. Daran ist derzeit nicht zu denken. In den ländlichen Gebieten haben selbst private Radioketten wie Energy (NRJ) oder Fun-Radio kaum Interesse an Sendekapazitäten.
Ein alternatives Hörfunksystem muss neben technisch tadellosen und wohlklingenden Empfangsmöglichkeiten vor allem Kanalkapazitäten bieten. Den Anforderungen wird der bisherige UKW-Hörfunk natürlich längst nicht mehr gerecht.
Kurieren am Symptom
So etwa könnte man die Verbesserungen in der UKW-Hörfunk-Empfangstechnik umschreiben. Die wichtigste Neuerung ist sicher das Radio-Daten-System, kurz RDS genannt. Der Nutzen von RDS liegt vor allem beim mobilen Einsatz im Auto auf der Hand. So wird der Sender mit Namen und nicht mehr als Frequenz im Display angezeigt. Zugleich liest ein RDS-UKW-Empfänger die gesamte Frequenzliste eines Programms ein und vergleicht die Frequenzen auf ihre Empfangsgüte. In der Praxis bedeutet dies, dass ein einmal eingestellter Sender im gesamten Sendegebiet empfangen werden kann, ohne nochmals per Hand nach einer besseren Frequenz suchen zu müssen.
Die weiteren Dienste des RDS, wie Radiotext mit programmbegleitenden Textinformationen, Uhrzeitinformation und dergleichen mehr, werden weit weniger beachtet. Auch dauerte es enorm lange, bis Gerätehersteller und ARD-Rundfunkanstalten diese Dienste auch wirklich anboten. Der Durchbruch kam erst in den vergangenen drei Jahren. Und nun gibt es auch im Heimbereich eine Nachfrage nach RDS-tauglichen Empfängern.
Der Textdienst, Radiotext genannt, hat im SWIFT-Datendienst eine technische Fortsetzung gefunden, doch auch hierfür mahlen die Mühlen zur praktischen Einführung zäh und langsam. Sehr langsam kommt der RDS-Dienst „TMC” (= Traffic-Message-Channel) in Gang. Dort werden die Verkehrsnachrichten in Textform abgelegt und können durch den Autofahrer jederzeit abgerufen werden. Für TMC besteht jedoch definitiv Hoffnung.
Auf der Senderseite bieten „Soundkonditioner” akustische Kosmetik. Verstärkung im Bass- und Höhenbereich für Musik, Mittenbetonung für Sprachbeiträge, oder gleiche subjektive Lautstärkepegel zwischen Werbung und Programm. Wie gesagt, oberflächliche Kosmetik, aber kaum Möglichkeiten zu einer echten Klang- oder Empfangsverbesserung.
Zukunftsaussichten
Trotz aller Unzulänglichkeiten ist im digitalen Universum derzeit kein System in der Lage, den UKW-Hörfunk abzulösen. Nur per UKW ist die Bevölkerung flächendeckend in jedem Haushalt erreichbar. Es wird noch Jahre dauern, bis sich ein alternatives System herauskristallisiert, welches das Potenzial hat, UKW in ganz Europa abzulösen. Wer also sein Geld in einen hochwertigen Tuner investiert, wird damit in den kommenden zehn Jahren ein entsprechendes Hörfunkangebot empfangen können.