Worldspace - Radio für die ganze Welt

Worldspace - Radio für die ganze Welt Niels Gründel

Die ungeheuren Möglichkeiten der Rundfunkverbreitung über Satellit macht sich ausgerechnet ein Unternehmen zu eigen, das über drei geostationäre Satelliten Hörfunk in Entwicklungsländer verbreiten will: WorldSpace mit Sitz in New York.

Die drei Satelliten heißen entsprechend ihren Ausleuchtzonen über Afrika AfriStar, über Mittel- und Südamerika AmeriStar und über Asien AsiaStar.
Bereits im Oktober 1998 wurde AfriStar als erster WorldSpace-Satellit im All positioniert. Er versorgt seitdem den gesamten afrikanischen Kontinent, den Nahen Osten und Teile Europas mit digitalem Rundfunk. Die drei sich teilweise überlappenden Sendestrahlen (Beams) des AfriStar decken ein Gebiet von mehr als 100 Millionen Quadratkilometern ab. Gesendet wurden von Beginn an mehr als 40 nationale und internationale Programme sowie Multimedia-Informationen. Theoretisch kann jeder Beam 96 Programme, ein Satellit damit 288 Programme abstrahlen.
Das verzerrte Rauschen der in den Entwicklungsländern weit verbreiteten Kurz- und Mittelwellensender ist damit vorbei. Ein kleines Radio mit abnehmbarer Flachantenne und integriertem Decoder genügt, damit man auch in den entlegensten Regionen eine Vielzahl von Programmen in hoher Qualität empfangen kann.
Die Grundlage der Übertragungstechnik basiert auf dem vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS-A entwickelten Datenkompressionsverfahren MPEG 1/Layer 3, besser bekannt als MP3.

Neben Ton und Sprache können auch Standbilder und kleinformatige Videoclips gesendet und empfangen werden. Damit eröffnet das WorldSpace-System für den Fortschritt von Rundfunk und Multimedia eine Vielzahl neuer Einsatzgebiete. In Erlangen ist man stolz auf eines der größten Projekte der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wir freuen uns, dass Technologie aus unserer Region so wichtige Beiträge zum WorldSpace-System leistet und mit einer Schlüsselkomponente vertreten ist”, so Institutsleiter Prof. Dr. Heinz Gerhäuser.

Den technischen Gegebenheiten entsprechend, kann über die Kanalnutzung die jeweilige Radiostation selbst entscheiden. Ein Programm in HiFi-Qualität mit 128 kBit/s kann in acht Mono-Programme mit jeweils 16 kBit/s oder in vier Stereo-Programme zerlegt werden. Dadurch kann ein Programmanbieter sein Angebot ideal auf die Hörer in der Zielregion abstimmen, indem er beispielsweise für manche Gebiete Informations- und Nachrichtensendungen parallel in verschiedenen Sprachen produziert und sendet.
AfriStar ist mit seinem nordwestlichen Beam aber auch in Deutschland gut zu empfangen. Die Mehrzahl der Programme wird in Englisch ausgestrahlt. Damit bietet sich jedem Afrika-Interessierten eine einfache Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren. Allerdings erfordert der Empfang einen speziellen WorldSpace-Empfänger. Die Geräte ähneln einer Mischung aus Weltempfänger und kleiner Stereoanlage und enthalten eine winzige Satellitenantenne für die Ausrichtung auf AfriStar 21° Ost und ein Empfangsteil für terrestrische Sender. Auf dem Markt sind bisher Geräte von den Herstellern Hitachi, JVC, Panasonic und Sanyo. Eine aktuelle Übersicht bietet der WorldSpace-Betreiber.
Der Preis bewegt sich je nach Hersteller und Ausstattung des Gerätes zwischen 200 und 400 Euro.

Nach dem bisherigen Erfolg des WorldSpace-Projektes wollen die Betreiber nun ihre ursprüngliche Planung für die Entwicklungsländer auch auf die Industrieländer ausweiten. Im Jahr 2003 soll ein Satellit für Europa starten. Dabei sollen nicht nur bis zu 100 digitale Hörfunk-Programme verfügbar sein. Besonders für die mobile Nutzung des Dienstes denken die Entwickler an die Übertragung von sinnvollen Zusatzangeboten wie multimedialen Diensten, also begleitende Bildinformationen, Navigationshilfen, Verkehrsnachrichten und Wetterberichte.

Prognose

In Europa würde es sich bei einem WorldSpace-Satelliten um den ersten reinen Hörfunksatelliten handeln. Der Blick auf die derzeitige Akzeptanz bei den bereits verfügbaren Angeboten von Astra und Eutelsat sollte aber nicht zu allzu großer Euphorie verleiten. Vielleicht hat aber auch nur ein reiner Hörfunksatellit gefehlt, damit die Hörer dem Satellitenhörfunk wirklich eine angemessene Bedeutung zukommen lassen?

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