DVB-S

DVB-S Niels Gründel

Die digitale Übertragung nach dem internationalen Standard DVB (Digital Video Broadcasting), genauer MPEG 2, ermöglicht für die Übertragung der Toninformationen ein variables Mehrkanalsystem. Einzelne Tonkanäle lassen sich den Erfordernissen entsprechend variabel kombinieren, die gängige Mono- und Stereoübertragung etwa ebenso wie Sourround-Informationen für Kinoeffekte beim Fernseh-Begleitton. DVB ist wegen eines anderen Trägersignals auf der Empfängerseite zu ADR leider inkompatibel.
Eutelsat startete bereits 1995 von 13° Ost die ersten digitalen Fernsehübertragungen in Europa mit dem DVB-Standard. Astra folgte ein Jahr später.

DVB ist zwar nicht ungeeignet für die Hörfunkverbreitung, ganz im Gegenteil, aber der Schwerpunkt liegt sowohl bei den Sendeanstalten als auch bei den Satellitenbetreibern in der Übertragung von Fernsehprogrammen. Die Einführung des Digitalstandards ermöglicht höhere Übertragungskapazitäten, denn pro Transponder können jetzt fünf bis acht Programme ausgestrahlt werden, nicht mehr nur ein einziges, weil unveränderte Bildanteile nicht mehr ständig neu ausgesendet werden. Die Audio-Programme sind jedoch immer an den Anbieter des TV-Paketes gekoppelt. Einige kostenpflichtige Digital-TV-Pakete setzen auf die Nonstop-Unterhaltung mit Spartenkanälen, auch im Musikbereich. In einigen Fällen, wie dem britischen Sender XtraMusic auf Astra, werden spezielle Musikrichtungen ohne Moderation und Werbung geboten, vornehmlich aber für die kommerzielle Nutzung beispielsweise für die Unterhaltung der Kundschaft in Geschäften oder Gastronomie- betrieben. Privatpersonen kostet der Empfang rund 50 Euro pro Jahr.

Für den Empfang digitaler Satellitenangebote wird eine so genannte Set-Top-Box benötigt, in die jedoch fast immer auch ein Satellitenreceiver eingebaut ist. Set-Top-Boxen übernehmen häufig auch die Entschlüsselung codierter Pay-Angebote über einen speziellen Einschubschacht für die Decodierkarten der Betreiber an der Gerätefront, das Common-Interface (CI). Viele private Betreibergesellschaften sehen durch die preiswerten Transponderkosten auch erstmals die Möglichkeit, Geld zu verdienen, obwohl sie viele Transponder mit ihrem Angebot belegen, z. B. bei Cinema-on-Demand.

Neben einer Set-Top-Box muss auf der Empfängerseite die vorhandene Satellitenempfangsanlage möglicherweise noch mit einem Universal-LNB aufgerüstet werden, weil die digitalen Transponder in einem Bereich senden, dem sogenannten Ku-High-Band, der von älteren LNB-Einheiten nicht mehr empfangen werden kann.

Diese günstigen Übertragungskosten versprechen einen sehr hohen Verbreitungsgrad für Hörfunkprogramme.

Bereits heute sind viele Programme zu empfangen. Über Astra beispielsweise im ARD-Digital-Paket die Hörfunkprogramme hr1 plus, hr2, hr2 plus, hr XXL, Radio 3 (NDR), NDR 4 Info, Radio Bremen 2, Bayern 4 Klassik, B5 aktuell, EinsLive (WDT), WDR 2, WDR 3, WDR Radio 5, MDR Kultur, MDR Info, MDR Sputnik, MDR Life, SWR 2, Fritz!, SFB 4 Multikulti. Und im ZDF-Paket sind die Radioprogramme Deutschlandradio Berlin und Deutschlandfunk vertreten. Der österreichische Rundfunk ORF nutzt das Angebot ähnlich stark mit den Programmen Ö1, Ö Regional (Radio Wien, Radio Niederösterreich, Radio Burgenland, Radio Oberösterreich, Radio Tirol, Radio Voralberg, Radio Steiermark und Radio Kärnten), Ö3, FM4, ROI Wien. Aber auch einige Privatsender sind bereits vertreten wie etwa Antenne Bayern, Rock Antenne, Hitradio Antenne, Hundert,6 Berlin und RTL Radio.

Eutelsat bedient vor allem ein internationales Publikum mit Radioprogrammen wie Deutsche Welle, Hellenic Radio Europa 1, France Inter, France Info, Fip, France Culture, France Musique, Radio Bleue, Le Mouv, Hector, Elisa und Radio RAI.

Doch die sehr viel preiswerteren Transponderkosten bei gleichzeitig hoher Reichweite nutzen auch immer mehr kleine Radiosender ohne einen lokalen Bezug. Häufig scheitert ihre bundesweite terrestrische Verbreitung an mangelnden Frequenzen und das Zielpublikum verfügt ohnehin bereits über einen Satellitenreceiver oder ist bereit, die Investition dafür zu übernehmen.

Ein Beispiel ist das „!F. A. Z. Business-Radio” der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, das bereits am 20. November 2000 in Berlin auf Sendung gegangen ist. Wenige Monate später war das Programm bereits europaweit digital über die Hot Birds von Eutelsat zu empfangen. Der Sender bezeichnet sein Programm als „innovatives, privates Nachrichten-, Wirtschafts- und Serviceradio mit interaktiven News- und Businessprogrammen in einem 100%igen Wortformat.” Halbstündlich gibt es aktuelle Nachrichten aus Deutschland und der Welt. Dazu kommen alle 15 Minuten Live-Schaltungen, Analysen, Expertengespräche und Berichte von weltweiten Börsenplätzen. Am Wochenende werden die Hörer mit Sport, Wochenrückblicken und Diskussionsforen versorgt. Die Zielgruppe sind Führungskräfte, Meinungsmacher und anspruchsvolle Konsumenten.

Eine ähnlich ausgesuchte Zielgruppe hat das JazzRadio als Hörerschaft. JazzRadio bietet als einziger Sender in Kontinentaleuropa melodischen und klassischen Jazz, 24 Stunden am Tag. Der Sender ist ebenfalls in Berlin gestartet, allerdings schon im Jahr 1997. Zwei Jahre später konnte er bereits einen ersten kleinen Gewinn ausweisen. Laut Umfrage weist sich die Hörerschaft des Jazz-Senders als besonders gebildet und einkommensstark aus. Inzwischen ist auch das JazzRadio europaweit digital über Hot Bird 5 zu empfangen.

Prognose

Der Empfang digitaler Angebote im DVB-Standard wäre zwar prinzipiell auch heute schon in großem Stil möglich, da fast alle Programme auch digital abgestrahlt werden, doch im Jahr 2000 nutzten diese Möglichkeit lediglich 1,09 Millionen Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Die geplante Umstellung der analogen auf eine digitale Rundfunkverbreitung in Deutschland bis 2010 gibt dem digitalen Satellitenempfang zweifellos künftig noch Auftrieb. Die benötigten Set-Top-Boxen sind aber noch immer recht teuer, so dass sich der Trend nur langsam durchsetzen wird. Aufgrund der immensen Möglichkeiten könnte sich in einigen Jahren jedoch ein ungeheures Potenzial entwickeln. Wirtschaftliche Pay-Radio-Angebote für Privatkunden sind eher unwahrscheinlich.
Die Zukunft für ADR sieht mit DVB eher düster aus, weil die neuen Set-Top-Boxen das Programmangebot nicht mehr empfangen können. Allerdings hat ADR heute die weiteste Verbreitung in der digitalen Radiowelt, und es dürfte schwierig werden, die Kunden davon abzubringen.

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